Über das Schreiben
Artikel und nützliche Informationen rund um das Thema »Schreiben«

Ich habe mich mal mit Hanna unterhalten, und sie hat mir so einiges über den LLP erzählt (an dem ich ja nie teilgenommen habe). Deshalb frage ich jetzt mal ganz frech: Könntest Du Dir vorstellen, Ruth, noch einmal so etwas zu machen? 🙂 Ich würde nämlich wahnsinnig gern mal an einem teilnehmen. Und vielleicht gibt es ja auch noch andere Autorinnen, die noch nie teilgenommen haben und das gern tun würden. Oder Autorinnen, die schon einmal am LLP teilgenommen haben und das gern noch einmal tun würden.

Thriller liegen absolut im Trend. Alles lechzt und schreit nach Thrillern. Anscheinend können die Leser (und vor allem auch die Leserinnen) davon überhaupt nicht genug bekommen. 😉

Ich will jetzt gar nicht auf die Gründe eingehen, warum das so ist – vielleicht geht es uns zu gut in unserer Wohlstandsgesellschaft, und unsere heutige Zeit ist so langweilig, dass wir immer einen neuen Kitzel brauchen, vielleicht schreckt uns Gewalt auch nicht mehr so ab wie früher, sondern zieht uns eher an, eventuell sind wir auch abgestumpfter, weil so viel Gewalt in den Medien gezeigt wird. Wahrscheinlich gibt es tausend Gründe, und dann hat man immer noch einen vergessen –, sondern ich will eher darauf eingehen, was das für den Markt bedeutet. Den Literaturmarkt.

Gestern habe ich auf Instagram, Facebook und Twitter ein Video verlinkt, in dem es darum geht, die 5 Sekunden, die man hat, um zu entscheiden, ob man etwas tun will oder nicht, ob man eine Idee umsetzen will oder nicht, auch zu nutzen und JETZT anzufangen.

Das Video ist zwar auf Englisch, aber es ist Deutsch untertitelt. *How to stop screwing yourself over* (Hör auf, dich selbst zu sabotieren)

Wenn Du das Buch, das Du immer schon schreiben wolltest, schreiben willst, schreib es JETZT!

Für den Beitrag habe ich zwar eine Menge Likes bekommen, aber gleichzeitig wurde mir auch die Frage gestellt: „Tja, ich würde ja gern anfangen, aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll.“

Nicht nur im NaNoWriMo – aber dort natürlich sehr massiv, weil dort viele Leute gleichzeitig viele Wörter am Tag schreiben und sich austauschen – hört man immer wieder: „Ich komme einfach nicht weiter, weil ich gleich immer alles überarbeite und nie damit zufrieden bin.“

Ich glaube, das Problem ist sehr nachvollziehbar, oder? Wenn ich diesen Artikel jetzt schreiben würde und würde sofort immer wieder lesen, was ich geschrieben habe, Wörter ersetzen, Sätze umstellen, etwas streichen oder neu schreiben, eventuell das ganze Thema ändern . . . Dann würde ich vermutlich nie fertig. Und wenn man das so liest, dann denkt man sich eigentlich auch: Warum sollte irgendwer das überhaupt tun?

Harter Spruch, oder? Er stammt – obwohl er oft Ernest Hemingway zugeschrieben wird – von dem damals in Amerika sehr berühmten Sportjournalisten Red Smith, und es war seine Antwort auf die Frage eines Interviewers, wie er es schaffen würde, jeden Tag eine Sportkolumne zu schreiben, die die Leser mitreißt, ob das nicht sehr lästig und sehr schwierig wäre. Daraufhin meinte Smith: »Aber nein. Schreiben ist sehr einfach. Man setzt sich nur an seine Schreibmaschine, öffnet eine Vene und blutet.«

Obwohl Journalisten nicht unbedingt Schriftsteller sind (einige ja, die meisten nein), wird von ihnen oftmals eine ständige Produktion verlangt. Anders als Schriftstellerinnen haben sie keine Wochen, Monate oder gar Jahre Zeit, eine Geschichte zu schreiben, sie müssen es praktisch jeden Tag tun. Das erfordert eine andere Herangehensweise als die oft eher zögerliche Art, wie Romane geschrieben werden.

Einige professionelle Liebesromanschriftstellerinnen wie beispielsweise die berühmte Barbara Cartland setzten sich ebenfalls jeden Tag hin und »bluteten«, indem sie mehrere tausend Wörter pro Tag produzierten, einen Roman alle zwei Wochen. Auch Stephen King ist bekannt dafür, dass er sich für jeden Tag ein Ziel von 2.000 Wörtern setzt und das strikt einhält, und wenn man vom Schreiben leben will, kann man nicht lange zögern. Es sei denn, man schreibt den einen Millionenbestseller, von dem man dann sein Leben lang zehrt. Das gelingt jedoch nur den wenigsten.

Nicht umsonst bin ich gestern so intensiv auf das Thema Lektorat eingegangen. Ein Lektorat ist natürlich immer erforderlich, bei jedem Text. Selbst als erfahrene Autorin ist man dankbar dafür, wenn man eine erfahrene Lektorin hat, die noch einmal über das Manuskript geht und vielleicht logische Fehler findet.

Denn niemand ist davor gefeit, Fehler zu machen. Und manchmal gerät man beim Schreiben regelrecht in eine Art Rausch. Da achtet man dann nicht mehr so auf Tippfehler oder Grammatikfehler (ja, auch erfahrene Autorinnen machen die 😉) oder sogar auf die Logik der Geschichte. Oder man schreibt selbst etwas um, und plötzlich stimmt irgendetwas nicht mehr.

Das ist mir gestern so bei meinem Roman Von der Lust geblendet gegangen, der im Januar 2019 erscheinen soll und an dem ich jetzt die letzten Anpassungen für den Druck gemacht habe. Da hatte ich etwas umgeschrieben und eingefügt und dachte, ich wäre fertig, und plötzlich – habe ich mir vor den Kopf geschlagen und ausgerufen: „Mist! Jetzt passt das andere ja nicht mehr!“

Der eine oder die andere hat sich das vielleicht schon einmal gefragt. Gerade im Zusammenhang mit Selfpublishing ist immer wieder von Lektorat die Rede – beziehungsweise vom schmerzhaft zu fühlenden Fehlen eines solchen. Was man meistens an Rechtschreib- und Grammatikfehlern festmacht, von denen viele Bücher, die kein Lektorat durchlaufen haben, übersät sind.

Das jedoch wäre eher ein fehlendes Korrektorat. Ein Korrektorat korrigiert – wie schon das Wort sagt – Fehler. Tippfehler, Rechtschreibfehler, Kommafehler (das sind auch Rechtschreibfehler, aber die meisten wissen das wahrscheinlich nicht), auch weitere Interpunktionsfehler wie z.B. die oftmals falsche Interpunktion bei Dialogen (erklärt einem ja auch keiner in der Schule, wie das richtig geht) und weitere Fehler, die nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun haben, nur mit der richtigen Form, der richtigen Schreibweise oder auch der korrekten Zeitenfolge innerhalb eines Satzes.

Ein Lektorat hingegen geht weiter. Da geht es sozusagen ans Eingemachte. Dort wird der Inhalt angeschaut, die Logik, die Charaktergestaltung, der Spannungsbogen, der Stil und vieles andere mehr.

Annika Bühnemann macht des Öfteren Beispiellektorate, und da habe ich mal eins ausgesucht, weil sie das sehr schön vorführt:

Wovon lebt ein Buch? Auch der Erfolg eines Buches? Was erwarten die Leserinnen, wenn sie ein Buch kaufen? Was möchten sie lesen?

Der Schlüssel zum Erfolg eines Buches sind lebendige Charaktere, mit denen die Leserin sich identifizieren kann, alles andere kommt erst danach. Aber wie kann man solche Charaktere, solche Figuren gestalten, damit sie spannend und interessant sind und die Erwartungen der Leserin erfüllen?

Von außen kam eine Anfrage, die lautete:

Ich habe jetzt gerade wieder die ganzen Schreibtipps auf der el!es-Webseite gefunden und bin begeistert! Ich schreibe selbst, und ich frage mich, ob Ihr vielleicht einen Ratschlag für Leute wie mich habt, die gute Ideen haben, auch plotten können und Dialoge schreiben können, aber die Probleme damit haben, sich in die Köpfe ihrer Charaktere hineinzuversetzen?

Ich wäre sehr dankbar für Hinweise!

Zuerst einmal herzlichen Glückwunsch, dass Du das, was Du da erwähnst, alles schon kannst! 😀Das ist eine Menge gutes Handwerk, und damit kann man schon sehr viel erreichen. 👍

Das Kernstück einer guten Geschichte sind jedoch, wie gesagt, gut ausgearbeitete Charaktere.  Figuren, in die Du ganz tief eintauchst, die wie Freunde und Familie sind, fast wie ein Stück von Dir selbst. (In der Tat sind sie das ja auch. Du kannst keine Figur entwickeln, die nicht wenigstens zum Teil auch ein Teil von Dir ist, die nicht auch Charakterzüge hat, die Du selbst nachvollziehen kannst oder an Dir kennst. Die Du an Dir selbst magst oder eventuell auch nicht magst.)