Manchmal versteht man das Leben einfach nicht. Unsere sehr geschätzte Autorin Maren Frank ist am 25. März 2012 im Alter von nur 34 Jahren gestorben.
Sie war eine der begabtesten und nettesten Autorinnen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe. Ihr Tod hat mich sehr erschüttert.
Maren Frank hat mich kurz vor ihrem Tod gebeten, dass ihr Tod nicht vor Veröffentlichung von »Liebe an Bord« von uns publik gemacht werden sollte. Wir haben uns daran gehalten, so dass der Nachruf jetzt sehr spät erscheint, obwohl im Internet, speziell in den Foren, in denen Maren Frank Mitglied war, schon sehr viel früher darüber berichtet wurde. Ich konnte jedoch mein Wort nicht brechen. Das ist eine Frage der Ehre und des Respekts.
Seit ich von ihrem Tod erfahren habe, habe ich immer wieder an sie gedacht und darüber nachgegrübelt, wie ich sie beschreiben könnte.
Wer war Maren Frank? Sie war eine junge Frau, die viele Talente hatte. Obwohl sie schon seit ihrer Kindheit für sich selbst schrieb, hatte sie sich beruflich zuerst auf ihr Talent als Illustratorin konzentriert. Jahrelang illustrierte sie Kinderbücher, Fantasygeschichten, Märchen, veröffentlichte aber keine Texte.
Erst vor ein paar Jahren wurde sie dann daraufhin angesprochen, ob sie ihre Bilder nicht auch mit Geschichten verbinden möchte, und das erst brachte sie auf die Idee, sich ihrem Talent auch beim Schreiben zuzuwenden.
Zuerst einmal schrieb sie Kurzgeschichten, dann jedoch wagte sie sich auch an Romane, und kurz darauf reichte sie ihren Roman »Liebe in Schottland« für unseren Lesbischen LiteraturPreis ein – und gewann.
Sie selbst war am meisten von diesem Erfolg überrascht, denn obwohl sie schon einige Kurzgeschichten veröffentlicht hatte, waren Romane für sie etwas Neues. Sie war begeistert von el!es und den el!es-Büchern, die sie bereits gelesen hatte, und konnte es gar nicht glauben, dass wir ein Buch von ihr veröffentlichen würden. Für sie ging ein Traum in Erfüllung.
Maren Franks großes Ziel war es immer, eine professionelle Schriftstellerin zu werden, so wie sie auch eine professionelle Illustratorin war, von ihrer künstlerischen Tätigkeit leben zu können. An diesem Ziel arbeitete sie hart, sie beschäftigte sich so intensiv mit dem Handwerk des Schreibens wie kaum eine andere von uns Autorinnen, sie las 15-20 Bücher im Monat (natürlich nicht nur über das Schreiben), in einem Februar berichtete sie, sie habe 24 Bücher gelesen. Bei der Kürze des Monats Februar bedeutet das also, sie las fast ein Buch am Tag.
Gleichzeitig schrieb und zeichnete sie aber auch. Der Verwunderung darüber, wie sie das alles schaffte, begegnete sie stets mit einem lachenden »Ich brauche wenig Schlaf!«, und tatsächlich schlief sie höchstens 5-6 Stunden pro Nacht.
Das allein ist aber keine Erklärung dafür, wie engagiert sie war, den Beruf, den sie nun gewählt hatte, nämlich Schriftstellerin zu sein, mit allen Fasern ihres Wesens auszufüllen. Für sie war das Schreiben kein Hobby, es war ihr Leben.
Als sie als Autorin im el!es-Schreibforum aufgenommen wurde, gab es keinen einzigen Tag, an dem sie nicht im Forum gewesen wäre, nicht einen Text eingestellt oder die Texte anderer kommentiert hätte. Sie war immer bemüht, anderen zu helfen, ihre handwerklichen Tipps oder auch Erfahrungen aus ihrer Veröffentlichungspraxis weiterzugeben, aber auch, ständig an sich selbst zu arbeiten und sich zu verbessern. Nachdem sie gestorben war, klaffte im Forum plötzlich eine große Lücke.
Wir hatten viel Kontakt in den letzten Wochen vor ihrem Tod, ich habe immer wieder versucht sie aufzumuntern, ihr Hoffnung zu geben, dass alles noch gut werden könnte. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sie schon wusste, dass sie sterben würde. Sie wusste es aber, und weder sie noch ich konnten etwas daran ändern, dass sie an jenem Tag im März dann endgültig die Augen schloss.
Maren Frank, Schriftstellerin und Illustratorin, wird uns sehr fehlen.
Um sie zu ehren, ist der nächste, der 7. Lesbische LiteraturPreis, ihr gewidmet. Sie hat es verdient, und ich hoffe, dass sich viele Autorinnen in ihrem Andenken an diesem Literaturpreis beteiligen und sich von Maren Franks Träumen, ihrem Engagement und ihrem Ehrgeiz inspirieren lassen.
Das hätte ihr gefallen.
In großer Trauer
Ruth Gogoll
und das Team von el!es