»Schatz, komm bitte mal her«, bitte ich meine Frau. Das leere Worddokument vor mir verunsichert mich doch etwas.
»Was ist?«, fragt sie. Sie zieht sich den Stuhl zurück und setzt sich zu mir an den Tisch.
»Ich darf für die el!es-Webseite ein Autorinnenprofil erstellen«, informiere ich sie. »Und ich weiß nicht so recht, was ich da schreiben soll . . .« Das kleine Lächeln, das sich darauf um die Mundwinkel meiner Frau legt, lässt mich wissen, dass sie es genießt, mich hier schwitzen zu sehen. »Ich weiß doch nicht, was die Leserinnen über mich wissen möchten«, versuche ich ihr meine Situation begreiflich zu machen.
»Hm«, macht sie und stützt ihr Kinn in ihre Hand. »Vielleicht dein Alter, Hobbys und was du sonst so machst?«, schlägt sie mir vor.
Gut, denk ich mir. An so was habe ich auch gedacht. »Also, dann fang ich mal an«, beginne ich und hol schon mal Luft. »Geboren im Jahr 1977 und somit stamme ich noch aus dem letzten Jahrhundert.«
»So willst du beginnen?«, wirft sie skeptisch ein.
»Gut«, gebe ich zu. »Höchstwahrscheinlich nicht der beste Einstieg.« Meinen Blick wieder auf den Laptop gerichtet lege ich meine Finger auf die Tastatur. »Vielleicht«, überlege ich laut, »möchten sie etwas über meine Pflegepferde wissen.« Ich guck über den Rand vom Laptop hinüber zu meiner Frau und sehe sie nicken. »Also gut, dann fang ich damit an«, entscheide ich. »Mit elf streichelte ich zum ersten Mal über die Nüstern eines Pferdes, und ihre Faszination hat mich seither nicht mehr losgelassen«, murmle ich vor mich hin, während ich in die Tasten haue. »Knapp dreißig Jahre lang habe ich mich hobbymäßig um Pferde gekümmert. Habe Stall und Weiden gepflegt. Zäune gebaut. Tonnen von Heu und Stroh verarbeitet und eine so tiefe Liebe und Verbundenheit mit den Pferden gespürt, dass es mich, egal ob Regen, Hagel oder Sonnenschein, zu ihnen gezogen hat.« Ich seufze und lasse mich in die Stuhllehne sinken. Das war eine schöne Zeit. Ich merke, wie sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen legt. Ja, wirklich, eine wundervolle Zeit.
»Vielleicht noch, was dich zum Schreiben gebracht hat?«, schlägt meine Frau vor und holt mich aus meinen Gedanken.
»Das Leben«, antworte ich sofort.
Gut, ich muss zugeben, manchmal glaube ich fest daran, dass da wohl eine höhere Macht im Spiel war. Denn der Weg von der Hobbypferdepflegerin zur Hobbyautorin ist wohl nicht wirklich alltäglich. Würde ich zumindest mal behaupten.
Auf jeden Fall hat Ruth wohl bei meiner Teilnahme am LLP etwas in meiner Geschichte gesehen, das ihr gefallen hat, und mich ins Forum aufgenommen. Sie hat mich dazu gebracht, mich mit dem Thema Konflikte auseinanderzusetzen, mit den Menschen und mit ihren Charakteren. Etwas, das ich sonst wohl nie getan hätte und etwas, das mir die Augen für vieles im Leben geöffnet hat.
»Ob ich Ruth dafür danken soll?«, frage ich plötzlich laut.
Meine Frau sieht mich jedoch nur verwundert an. Ich winke ab und konzentriere mich wieder auf mein Dokument, auf dem mittlerweile doch ein paar Dinge stehen. Ruth wird es schon wissen, dass ich ihr dankbar bin für ihre Geduld und alles, was sie mir ermöglicht hat. Zumindest denke ich mir das und sehe wieder hoch zu meiner Frau.
»Wie soll ich das mit meinem beruflichen Werdegang einleiten? Einfach aufzählen: Ausbildung zur Spielwarenverkäuferin, Pizzalieferservice, dann Aus- und Weiterbildung in der Informatik?«
»Du kannst ja deinen Lebenslauf beilegen«, foppt sie mich.
»Ich will mich hier doch nicht um einen Job bewerben«, schmunzle ich, während ich zu tippen beginne. »Ich schreibe einfach, dass ich zusammengefasst seit 2001 in der Informatik arbeite.«
»Das geht«, meint sie.
Ich guck auf den Cursor, der wieder ein paar Zeilen weiter nach unten gewandert ist. »Hab ich alles?« In Gedanken gehe ich die Punkte nochmals durch. Also die Pferde, wie ich zum Schreiben kam und was ich beruflich mache. »Soll ich noch schreiben, dass ich gern spazieren gehe und es liebe, Motorrad zu fahren?«
Sie nickt. »Ich glaube«, sagt sie, »dann hast du alles.«
Ich klappe den Laptop zu und beuge mich über den Tisch. »Eine letzte Sache habe ich noch vergessen zu erwähnen.« Ich streichle ihr sanft über die Wange, während sie mich neugierig ansieht. »Nämlich, dass ich eine wundervolle Frau an meiner Seite habe, die ich sehr liebe und die mich glücklich macht.«