Verboten ist im Prinzip so gut wie nichts, Katja. 🙂 Außer vielleicht Hetero-Romane, die hätten keine Chance. 😉 Ein Roman ist immer ein Ausdruck der Persönlichkeit einer Autorin. Und jede Persönlichkeit ist verschieden. Das kann man nicht in eine einzige Form pressen.
Es gibt bestimmte formale Kriterien, die eine Rolle spielen. Beispielsweise Rechtschreibung und Grammatik. Das hat nichts mit der Persönlichkeit der Autoren zu tun, sondern nur damit, ob sie bereit ist, sich mit den Rechtschreibregeln zu beschäftigen oder nicht, ob es ihr wichtig genug ist, dass ihr Buch leicht gelesen werden kann und dass man nicht bei jedem Wort und bei jeder Formulierung rätseln muss, was das wohl bedeuten soll. 🙄
Das ist aber einfach nur eine Frage der Höflichkeit und des Respekts den Leserinnen gegenüber. Das hat im Prinzip nichts mit der Geschichte zu tun. Die Geschichte kann auch mit sehr vielen Rechtschreibfehlern durchaus gut sein. Nur macht sich vermutlich dann niemand die Mühe, sie zu lesen, weil man vorher aufgibt. Deshalb sollte jede Autorin im eigenen Interesse versuchen, so wenig wie möglich Fehler in ihrem endgültigen Manuskript zu haben.
Das schriftstellerische Handwerk – das sagte ich ja schon an anderer Stelle – ist durchaus auch ein Kriterium, aber darüber kann man streiten. Wie ich auch schon in meinem letzten Artikel ausführte, ist Talent und Handwerk fast austauschbar. Eine handwerklich gute Schreinerin, die nicht unbedingt künstlerisch begabt sein muss, kann einen sehr guten Tisch produzieren. Ein Schreinerlehrling mit Talent, der sehr gute Ideen hat, dem aber noch das Handwerk fehlt, kann vielleicht auch einen interessanten Tisch produzieren, doch möglicherweise wackelt der. 😎 Vielleicht ist der Lehrling aber auch so begabt, dass der Tisch nicht wackelt. Eine talentierte Schreinerin, die zudem auch noch ihr Handwerk beherrscht, wird aber wahrscheinlich den besten Tisch produzieren.
Wenn man anfängt, seine eigene Persönlichkeit über das Handwerk zu stellen oder das Handwerk über die eigene Persönlichkeit, kommt man eventuell in Schwierigkeiten. Das beste Ergebnis wird wahrscheinlich dann erzielt, wenn man bei beiden Teilen ein gewisses Gleichgewicht hält. Eine Geschichte ist Ausdruck meiner Persönlichkeit, aber ich wende auch das Handwerk an.
Zum Schluss hängt alles immer an der Idee und an deren Umsetzung. Erst beides zusammen ergibt ein gutes Buch. Wir haben schon oft sehr gute Ideen gesehen, die aber so schlecht umgesetzt waren, dass man sie kaum mehr erkennen konnte. Und manchmal können Autorinnen hervorragend schreiben, haben aber nicht die geringste Idee. Das heißt, sie schreiben in einem sehr guten Deutsch und mit sehr guter Grammatik Dinge, die völlig belanglos sind. Die weder einen Anfang noch ein Ende haben. Und in der Geschichte selbst gibt es auch keine Entwicklung.
Das nennt man dann eine langweilige Geschichte oder auch gar keine Geschichte. Wobei auch eine solche Einschätzung immer vom Publikum abhängt. Eine Geschichte, die ich langweilig finde, kann eine andere Leserin total spannend finden. Und eine Geschichte, die mich fesselt, kann für andere langweilig sein. Das ist eben der Knackpunkt. Eine Geschichte ist eine Unterhaltung, eine Konversation zwischen der Autorin und der Leserin. Wenn die beiden sich verstehen, ist die Geschichte gut und wird ihre Leserinnen finden, auch wenn sie vielleicht nicht so gut geschrieben ist.
Wenn eine Autorin eine handwerklich hervorragende Geschichte mit einer interessanten Idee geschrieben hat, aber keine Leserin findet, die ihre Idee und deren Umsetzung versteht, die das nachvollziehen kann, was die Autorin geschrieben hat, dann wird das Buch in den Regalen verstauben. Oder heutzutage in den digitalen Archiven niemals downgeloadet werden. Weil es niemanden anspricht.
Erlaubt ist, was gefällt. Diesen Spruch gibt es schon lange, und das Gegenteil davon wäre: Verboten ist, was nicht gefällt. Das wäre dann eine Definition von verboten, mit der man vielleicht leben könnte. Ich persönlich würde aber nie so weit gehen, etwas zu verbieten, nur weil es manchen Leuten nicht gefällt. Weil es immer Leute gibt, denen es dann doch gefällt.
Und es kann auch nicht alles erlaubt sein, was gewissen Leuten gefällt. Nur weil es ihnen gefällt. Es gibt moralische und ethische Grenzen, die meines Erachtens trotzdem nicht überschritten werden dürfen.
Rosa Luxemburg hat einmal gesagt: Meine Freiheit endet da, wo die Freiheit des anderen beginnt. Das könnte man fürs Schreiben übersetzen in: Meine Freiheit als Autorin, so zu schreiben, wie ich will, endet da, wo die Freiheit (sprich: die Fähigkeit) der Leserin, das noch lesen und verstehen zu können, beginnt.
Und selbst das könnte man diskutieren. Zum Schluss geht es dabei nur darum, wie viele Leute ich erreiche. Will ich viele erreichen, muss ich mich dem Geschmack der Vielen anpassen. Reicht es mir, wenn nur ein paar sehr wenige meine Werke lesen, dann kann ich eigentlich tun, was ich will. Will ich verstanden werden, sollte ich verständlich schreiben. Ist es mir egal, ob ich verstanden werde oder nicht, muss ich das absolut nicht tun.
Es ist also alles eine Frage der Perspektive, der Absicht, die man mit dem Schreiben verfolgt, und woraus man seine Befriedigung zieht. Befriedigt es mich allein schon, einen Roman zu Ende geschrieben zu haben, ohne dass ihn jemand liest, ohne dass er veröffentlicht wird? Dann bin ich völlig unabhängig von der Meinung anderer. Möchte ich möglichst viele Leute mit meinen Gedanken erreichen, dann wird mich das nicht befriedigen. Und möchte ich gar Geld mit dem Schreiben verdienen, dann muss ich überlegen, was die meisten Leute mögen, und entferne mich dabei wahrscheinlich am weitesten von dem, was meine eigene Persönlichkeit ausmacht. Denn dann achte ich mehr darauf, was meine Leserin will, als was ich will.
Das alles spielt für den LLP aber keine Rolle. Dort kann sich jede Autorin so zeigen, wie sie ist, und ihre Geschichte in der Form einreichen, die sie selbst für am besten hält. Die sie selbst für richtig hält. Unabhängig von der Meinung anderer.
Deshalb ist im Prinzip nichts verboten und alles erlaubt. Solange es nur eine Geschichte ergibt.
Für mich ist das eigentlich die beste Art zu schreiben. Sich gar nicht von anderen beeinflussen zu lassen, sondern nur nach meinen eigenen Wünschen zu gehen. Auf die Art schaltet man auch die innere Kritikerin ab, die uns immer so gern daran hindert, das zu verwirklichen, was wir verwirklichen wollen. Nicht nur beim Schreiben.
Der LLP soll ein Austausch sein. Ein Austausch zwischen Autorinnen und ein Austausch zwischen Autorinnen und Leserinnen. Kein Wettbewerb und auch keine Verkaufsshow.
Jede (lesbische) Autorin kann einen Roman einreichen, und alle Romane werden gleich behandelt.
So, wie es überall sein sollte. 😊