Über das Schreiben
Artikel und nützliche Informationen rund um das Thema »Schreiben«

Gestern habe ich auf Instagram, Facebook und Twitter ein Video verlinkt, in dem es darum geht, die 5 Sekunden, die man hat, um zu entscheiden, ob man etwas tun will oder nicht, ob man eine Idee umsetzen will oder nicht, auch zu nutzen und JETZT anzufangen.

Das Video ist zwar auf Englisch, aber es ist Deutsch untertitelt. *How to stop screwing yourself over* (Hör auf, dich selbst zu sabotieren)

Wenn Du das Buch, das Du immer schon schreiben wolltest, schreiben willst, schreib es JETZT!

Für den Beitrag habe ich zwar eine Menge Likes bekommen, aber gleichzeitig wurde mir auch die Frage gestellt: „Tja, ich würde ja gern anfangen, aber ich weiß nicht, was ich schreiben soll.“

Das Was, das sollte man tatsächlich wissen, wenn man schreiben will. Ist es Deine eigene Geschichte, die Du aufschreiben willst? Etwas, das Du selbst erlebt hast?

Dann schreib das auf.

Ist es eine erfundene Geschichte, die Du schreiben willst, zum Beispiel eine Fantasy-Geschichte mit einem Jungen oder einem Mädchen – oder beiden –, die versuchen, die Welt zu retten?

Dann überleg Dir, wie die Welt aussieht, in der die beiden leben, und schreib das.

Ist es zwar nicht Deine eigene Geschichte oder Fantasy, sondern beispielsweise ein Liebesroman?

Dann schreib das auf jeden Fall! 😁

Ist es ein Krimi, ein Thriller, SciFi, ein Abenteuerroman, eine Young-Adult-Geschichte – ganz egal, was es ist. Schreib das, was Dir zuerst in den Sinn kommt, was Du selbst gern liest oder was Du schon immer schreiben wolltest. Aber schreib!

Wenn Du nicht weißt, was Du schreiben sollst, denk einmal darüber nach, was Du in letzter Zeit erlebt hast. Denk darüber nach, was heute in den Nachrichten war. Denk darüber nach, was Du heute in den Social Media gesehen oder gehört hast.

Es muss nicht immer der Große Roman sein. Gerade in Amerika hört man immer wieder, dass Leute sich wünschen, den „großen amerikanischen Roman“ zu schreiben.

Was für ein Blödsinn.

Zuerst einmal: Was ist das?

Zum zweiten: Warum amerikanisch? Was ist an Amerika so interessant? (Ja, ich bin kein Amerika-Fan. Vor allem kein Fan der AmerikanerInnen.😉)

Das ist typisch amerikanisch. Amerikaner kennen nichts anderes als Amerika und interessieren sich für nichts anderes als Amerika. Außerdem wissen sie auch nichts über die Welt außerhalb Amerikas, die europäische Geschichte beispielsweise, und sie sprechen auch nur Englisch, keine anderen Sprachen, können nichts in einer anderen Sprache lesen oder verstehen.

Also bedeutet der Wunsch, den „großen amerikanischen Roman zu schreiben“, wohl nichts anderes als: Etwas anderes kann ich eben nicht. Weil ich nichts über die Welt weiß.

Wir hier in Europa wissen mehr und können mehr, also haben wir das nicht nötig. Wir können Romane über ALLES schreiben. Und es muss eben nicht gleich der Große europäische Roman sein oder auch nur der Große deutsche Roman. Es muss noch nicht einmal ein Roman sein. Es kann auch eine Kurzgeschichte sein.

Das ist glaube ich einer der großen Fehler, den viele Leute machen, vor allem auch viele junge Leute, Teenager, die anfangen, ihr erstes Buch zu schreiben. Sie wollen gleich einen ganzen Zyklus schreiben, eine Saga, die sich über Jahrhunderte erstreckt, mehrere Bände. Von Anfang an.

Wie abschreckend ist das denn? Wenn schon der erste Band 150.000 Wörter hat? Das sind eine Menge Wörter, Kinder, das kann ich Euch aber sagen. 😉 Und davon dann drei, fünf, zehn Bände? Habt Ihr das mal ausgerechnet, wie viele Millionen Wörter das sind?

Wenn man sich das vorstellt, ist es doch kein Wunder, dass man sich gar nicht erst traut anzufangen. Womit soll man so viele Wörter füllen? Was für eine grandiose Geschichte muss das sein, die so viele Wörter braucht, damit sie erzählt werden kann?

Also verabschiedet Euch von den vielen Wörtern. Macht beim NaNoWriMo mit und seht, wie schwierig es schon ist, 50.000 Wörter zu schreiben. Das wäre jedoch auch schon ein kleiner Roman, keine Kurzgeschichte mehr.

Eine Geschichte ist eine Geschichte. Ob kurz oder lang. Aber trotzdem muss man sie erst einmal haben. Und sie muss interessant genug sein, damit sie nicht nur mir gefällt, sondern auch vielen, vielen Leserinnen und eventuell Lesern. Das heißt: In der Geschichte muss etwas enthalten sein, das über den Augenblick hinausweist, das mehr ist als nur ein kleines Erlebnis, das ich genauso schnell wieder vergessen habe wie auch meine Leserinnen. Das nicht im nächsten Jahr, wenn ich ein Jahr älter bin, vielleicht schon keine Bedeutung mehr hat.

Welche Geschichten haben eine Bedeutung, die sich nicht gleich morgen wieder im Nirwana verliert?

Menschliche Geschichten. Geschichten, in denen es nicht nur um mich geht, sondern um etwas, das viele Leute betrifft, das viele Leute sich wünschen und das trotzdem viele Leute nicht haben.

Geld? Tja, das wäre auch so ein Ding. Aber hat Geld wirklich eine Bedeutung? Ist es etwas, das mich nachts wärmt, wenn ich allein im Bett liege? Das mich in den Arm nimmt und tröstet? Das mich über den Augenblick hinaus zufrieden macht?

Eher nicht. Geld zu haben ist in einer Welt wie der unseren, die von Geld regiert wird, durchaus etwas, das in den Köpfen vieler als „erstrebenswert“ herumspukt, aber es ist nicht alles. Materielle Dinge können für den Augenblick befriedigen, aber niemals über den Augenblick hinaus. Da hat man sich nämlich schon an sie gewöhnt, und man findet sie nur noch langweilig, muss etwas Neues haben.

Nein, etwas über den Augenblick hinaus Erstrebenswertes kann nur etwas nicht Materielles sein.

Liebe.

Wen überrascht das jetzt nicht, dass ich das sage? 😄

Ja, Liebe ist etwas nicht Materielles. Man kann sie nicht kaufen. (Nein, gekaufter Sex ist keine Liebe. 😉) Liebe muss sich entwickeln, sie muss wachsen und gedeihen, gepflegt werden wie eine empfindliche Pflanze, wie ein kleines Kind. Wenn sie nicht gepflegt wird, verkümmert sie irgendwann, geht ein. Und weil man sie nicht kaufen kann, gibt es keinen Nachschub dafür, keinen Ersatz. Liebe ist einmalig. Sie ist das Wertvollste, das wir haben.

Und genau deshalb ist sie auch ein wertvoller Grundstock einer Geschichte.

Wenn Du also nicht weißt, worüber Du schreiben sollst, dann denk an das, was Du am meisten liebst. An das, was Du gern lieben würdest. An den Menschen, von dem Du gern geliebt werden würdest.

Denk an Dinge, die Dir die Tränen in die Augen treiben, weil sie so schön sind. Die Dir die Tränen in die Augen treiben würden, wenn Du sie verlieren würdest.

Und dann schreib eine Geschichte darüber, dass genau das, was Du Dir wünschst, geschieht.

Es gibt keinen Menschen, der keine Wünsche hat, keine Träume.

Und daraus sind Geschichten gemacht.

Beschreib Deine Träume, erfüll Dir Deine Wünsche, hol Dir die Menschen, die Du liebst oder lieben möchtest, in Deine Geschichte.

Dann musst Du nie mehr darüber nachdenken, worüber Du schreiben sollst.

Und dann wird es eine gute Geschichte. 😊