Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Ich glaube, wir Autorinnen sollten uns auch nicht unter zu viel Druck setzen. Deshalb haben wir das Forum ja u.a. geschlossen. 😉 Du, Kay, und Du, Katja, Ihr habt Euren Beitrag für das Jahr 2021 schon geleistet. Ruht Euch doch mal aus. 🛌 Das mit dem Brainstorming können wir immer noch machen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Da verabreden wir uns dann alle zusammen mal auf Slack oder so für eine Stunde. Länger sollte das Brainstorming ja auch nicht dauern.

Doch das Wichtigste am Arbeiten sind die Pausen. Wenn schon ein Workaholic wie ich das sagt . . . 😊 Nur in den Pausen erholen wir uns, schöpfen neue Kraft, laden unseren Motor wieder auf, schlagen vielleicht auch mal eine andere Richtung ein. Das gilt genauso für körperliche Pausen wie für geistige Pausen. Wenn man körperlich arbeitet, merkt man, dass man irgendwann nicht mehr kann. Wenn man zum Beispiel einen körperlich sehr anstrengenden Beruf wie Maurer nimmt, da kann man dann irgendwann die Steine einfach nicht mehr schleppen. Man muss Pause machen. Wenn man geistig arbeitet, übersieht man das oft, denn denken tut man ja den ganzen Tag. Ohne Pause.

Aber es gibt verschiedene Arten des Denkens. Das eine ist die reine Gehirnaktivität, die wir brauchen, um unseren Alltag zu bewältigen. Was kommt auf die Einkaufsliste? Wann habe ich meinen Arzttermin? Welche Aufgabe muss ich gerade beruflich erledigen? Das andere ist die kreative Art des Denkens. Das, was wir beispielsweise als Autorinnen machen. Geschichten erfinden, Figuren gestalten, Spannungselemente einbauen, einen logischen und dazu noch liebevollen (schließlich schreiben wir Liebesromane 😉) Ablauf gestalten. Das ist sehr viel anstrengender als einfach nur eine Einkaufsliste zu schreiben. Das sollte jedem einleuchten.

Also sehen wir uns doch mal wie einen Maurer: Wir können nur so viele Steine schleppen, wie wir schleppen können. Es hat keinen Sinn, so lange weiterzumachen, bis wir zusammenbrechen. Dann brauchen wir vielleicht Wochen oder Monate – bei einem verkorksten Rücken eventuell sogar Jahre –, um uns wieder davon zu erholen. Das Stichwort Burn-out schwirrt da sofort durch den Raum. So was wollen wir doch möglichst lange vermeiden oder am besten dafür sorgen, dass es nie eintritt.

Ich weiß, ich sollte mich da an die eigene Nase fassen (tue ich auch regelmäßig), denn ich bin und bleibe eben ein Workaholic. Aber dieses Jahr musste ich dann an einem bestimmten Punkt einsehen, dass das nicht mehr so geht wie früher. Ich bin eben auch keine zwanzig mehr. 👩‍🦱 Ich muss sehr sorgfältig darauf achten, wie ich meine Zeit einteile, wie lange ich arbeite und wie viel. Dass ich viel, viel mehr Pausen mache, als ich das früher getan habe. Pausen, die ich ausschließlich für mich nutze, also auch nicht dazu, meine eigene Arbeit zwar zu unterbrechen, aber sozusagen für andere weiterzuarbeiten. Wie es im Forum war. Und in anderen Bereichen. Ich muss da einfach endlich mal vernünftig werden in meinem Alter. 👩‍🏫

Mit Pausen schafft man zum Schluss mehr als ohne Pausen. Weil man, wenn man ohne Pause durcharbeitet, immer müder und müder wird und lange nicht mehr so viel leisten kann, wie man denkt. Wenn man sich die Zeit nimmt, zwischendurch Pause zu machen und danach wieder mit frischen Kräften ans Werk geht, hat man am Ende des Tages mehr geleistet und mehr erreicht in weniger Stunden. Und man ist nicht so erschöpft.

Deshalb ist für mich die 500-Wörter-Methode jetzt auch die beste. Ich schreibe 500 Wörter und dann höre ich auf, mache Pause. Dann schreibe ich die nächsten 500 Wörter, mache Pause, erhole mich, tue etwas anderes (schließlich muss auch der Alltag erledigt werden, die Hunde gefüttert, gekocht usw.), und vielleicht schreibe ich dann am selben Tag noch einmal 500 Wörter. Damit habe ich dann an einem Tag 1.500 Wörter geschrieben, aber nicht am Stück wie früher (wo es auch ruhig mal 3.000 oder 4.000 Wörter am Stück werden durften), sondern in kleinen Abschnitten.

Jede Woche mache ich jetzt auch mal einen Tag oder zwei Tage Pause. Das ist für Leute, die das ohnehin haben, weil sie nur von Montag bis Freitag arbeiten und dann ins Wochenende gehen, selbstverständlich, aber viele Kreative machen das nicht, arbeiten die halben Nächte und auch das Wochenende noch durch. Habe ich auch so gemacht. Jetzt nicht mehr. Nach zwei oder drei Tagen Arbeit gibt es einen Tag frei. Damit ich mich erholen und dann weiterarbeiten kann. Das funktioniert langsam. Am Anfang ist mir das sehr schwergefallen, weil ich das nicht gewöhnt war. Ich habe immer gearbeitet, jeden Tag, von morgens bis abends und auch noch nachts. Wochenende gab es nicht.

Ich lerne das jetzt erst in etwas fortgeschrittenem Alter, aber es schadet nicht, wenn man schon früher mal damit anfängt, so ab 45 etwa. Da geht es dann nämlich oft nicht mehr so wie die Jahre zuvor. Man überspielt das aber oft damit, dass man sich mehr anstrengt und noch mehr arbeitet, um das zu schaffen, was man bisher immer geschafft hat. Ganz falsch. Zurückschalten lautet die Devise. 🤡

Manche Leute sind einem dann böse, weil man nicht mehr so ununterbrochen und ständig zur Verfügung steht, aber damit muss man leben. Ist es besser, wenn ich mich jetzt totarbeite und in zwei, drei Jahren auf dem Friedhof liege oder wenn ich auch noch mit 90 (falls das in meinem Lebensplan vorgesehen ist) mal für das eine oder andere Gespräch zur Verfügung stehe? Das sind immerhin eine ganze Menge Jahre mehr.

Daran müsst Ihr immer denken, wenn Ihr jetzt schon darüber nachdenkt, was Ihr als Nächstes schreiben wollt. Die Ideen werden kommen, auch ohne Brainstorming, wenn Ihr ihnen nur genügend Zeit lasst. Ein paar Wochen, ein paar Monate – solange es eben braucht. Macht Euch nicht verrückt mit Dingen, die Ihr doch nicht ändern könnt. Ist genau wie mit Corona. Irgendwann wird es vorbei sein, wir müssen einfach nur Geduld haben. 😷

Das ist etwas, was wir aus dieser Pandemie lernen können: Man kann nichts erzwingen. Man kann sich vernünftig verhalten, sich soweit wie möglich zu schützen versuchen und andere schützen, aber zum Schluss ist es wie ein Schnupfen (ja, ich weiß, schlimmer, aber das ist nur eine Analogie, kein Statement), der kommt, wann er will, und geht, wann er will. Panikmachen nützt da nichts. Deshalb ist er nicht schneller weg. Abwarten und vernünftig sein heißt die Devise.

Dasselbe gilt fürs Schreiben: Abwarten und vernünftig sein. Dann geht irgendwann alles wie von selbst. Versprochen. 🕵️‍♀️