Gedanken
Ruth Gogoll und andere Autorinnen schreiben über Themen, die sie bewegen.

Vielen Dank noch einmal für all diese netten Worte. 🤗 Es freut mich, dass Ihr Euch zusammen mit mir auf das 25. Jahr von el!es freut. Geteilte Freude ist doch immer doppelte Freude.

Wenn man 25 Jahre verheiratet ist, nennt man das silberne Hochzeit (vielleicht, weil die Haare dann meist mittlerweile zumindest an den Schläfen silbern geworden sind 😉), und interessanterweise überschneidet sich das bei meiner Frau und mir fast auch. Nach dem 25. Jubiläumsjahr von el!es werden auch wir Silberne Hochzeit feiern. Was ich fast noch unglaublicher finde als die 25 Jahre von el!es. Dass meine Frau es so lange mit mir ausgehalten hat . . . 😎

25 Jahre lang einen Verlag zu betreiben, mit all den Aufs und Abs, mit all den manchmal nicht so einfachen Herausforderungen (und nicht so einfachen Autorinnen. Ich nehme mich da selbst nicht aus 😏), aber auch viel Freude und Befriedigung aus vielen, vielen schönen Büchern, auf deren Veröffentlichung ich sehr stolz bin, ist schon eine Leistung. Vor allem, da ich den Verlag aus dem Nichts aufgebaut habe, ohne Unterstützung, weder finanzieller noch sonstiger Art, außer durch meine Frau, die ihre Arbeitskraft fast vom ersten Tag an in den Verlag investiert hat. Wer es schafft, uns das nachzumachen, den bewundere ich aus tiefstem Herzen. 🍾

Ich glaube, viele Leute meinen, das geht alles wie von selbst. Wir bekommen manchmal richtig böse Briefe, weil wir irgendetwas getan oder nicht getan haben, was den Leserinnen nicht gefällt. Kürzlich beispielsweise schrieb eine Leserin, es wären immer wieder dieselben Autorinnen, die wir veröffentlichen würden. Möglicherweise hat sie das auf dieses Jahr 2020 bezogen, denn in diesem Jahr gab es je zwei Bücher von Lo Jakob, Sima G. Sturm und mir, also schon allein sechs Bücher von nur drei Autorinnen. Bleiben aber immer noch sechs andere von sechs anderen Autorinnen. Die Leserin war aber offenbar sauer, dass wir nicht jeden Monat eine neue Autorin entdecken und veröffentlichen.

Das würden wir ja gern tun, aber so viele gute Autorinnen gibt es gar nicht. 😁 Abgesehen davon haben wir in den vergangenen fast 25 Jahren Dutzende von Autorinnen veröffentlicht, immer verschiedene. Wenn man die alle zusammenzählt, kann man wohl kaum behaupten, es wären „immer dieselben Autorinnen“. Damit hätten wir den Verlag nicht so lange am Leben halten können, denn jede Autorin hat noch ihren Brotberuf und auch noch andere Interessen und kann nicht von morgens bis abends nur Bücher schreiben. Wenn wir von einer Autorin pro Jahr ein Buch bekommen, sind wir sehr froh und dankbar. Denn – um das noch einmal zu wiederholen – so viele gute Autorinnen, die den Ansprüchen von el!es genügen, gibt es nicht.

Es gibt sehr, sehr viele Leute, die schreiben. Auch Lesben, die schreiben. Auch Lesben, die Liebesromane schreiben. Aber sehr viel davon fällt unter die Kategorie Selfpublishing, und das meistens nicht ohne Grund. Geschmäcker sind verschieden, und deshalb ist einiges dabei, das sich gut verkauft, weil es genau den Geschmack seiner Zielgruppe trifft, aber wie viel, was da veröffentlicht wird, ist einfach nur Schrott? Das muss man auch mal sehen.

Wir hier bei el!es haben versucht, die Spreu vom Weizen zu trennen, und dadurch haben wir uns auch viel Arbeit gemacht. Denn wir wollten nichts veröffentlichen, was dem Namen el!es nicht gerecht wird.

Auch das el!es-Schreibforum hat einige gute Autorinnen hervorgebracht, und auch das Forum war viel zusätzliche Arbeit, denn dort habe ich jede Autorin persönlich betreut, jedes einzelne Buch, jede einzelne Idee. Es waren zwar nicht alle el!es-Autorinnen im Schreibforum im Lauf der Jahre, aber doch viele, und manchmal viele gleichzeitig. Da bin ich dann selbst fast nicht mehr zum Schreiben gekommen, weil ich so viele Bücher und Ideen, die dort entstanden, betreuen musste, dass für mich und meine Bücher kaum Zeit übrig blieb.

Aber es war auch ein interessanter Austausch, der uns alle weitergebracht und miteinander verbunden hat. Denn von Anfang an habe ich el!es immer als eine Familie betrachtet. Deshalb habe ich vielen Autorinnen den Zugang zu dieser Familie ermöglicht. Nicht alle haben das zu schätzen gewusst. Aber man kann nicht alles haben im Leben. 🙂

Wenn man auf eine so lange Zeit zurückschaut, sieht man aber, dass zum Schluss selbst aus negativen Ereignissen oder Erfahrungen immer etwas Positives herausgekommen ist. Man muss nur bei seiner Linie bleiben und wissen, was man will. Manche Leute greifen eine dafür an, weil es nicht das ist, was sie wollen, aber es nützt nichts, sein Fähnchen immer nach dem Wind zu drehen. Man kann nicht jedes Herrn (oder in diesem Fall jeder Dame) Diener sein. Dann geht man zugrunde und weiß zum Schluss nicht mehr, wer man selbst ist.

25 Jahre sind eine lange Zeit. Wenn wir jetzt hier ein Silberne-Hochzeit-Festessen hätten, würden sicherlich auch viele Reden gehalten. Aber was wirklich wichtig ist, ist, dass die Geschichten, die Bücher, die bei el!es erschienen sind und noch erscheinen werden, den Leserinnen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern, dass jede Leserin ein el!es-Buch hoffentlich mit einem Lächeln im Gesicht zuschlägt.

Das war mein Ziel von Anfang an: etwas Schönes zu erschaffen, das ich der Welt zurückgeben kann.

Und ich hoffe, das ist mir gelungen. 🙃