So, nachdem jetzt die Ankündigung für die neuen Bücher erschienen ist, weiß auch jeder, warum ich wegen historischer Romane gefragt hatte. 😉 Denn Diamantenküste ist eindeutig ein historischer Roman, er spielt 1910. Kaum vorstellbar, denke ich immer wieder, dass das schon weit über 100 Jahre her ist. Die Figuren kamen mir beim Schreiben so lebendig vor, als würden sie heute leben.
Trotzdem sind die Umstände, unter denen Henrike und Ida sich treffen, natürlich völlig andere als heute. Und das hat mich fasziniert. Mal ganz abgesehen von der wilden Umgebung, die auch ganz andere Herausforderungen an die beiden Heldinnen des Romans stellt als eine übliche zeitgenössische Stadt, in der die meisten Romane spielen.
Das Leben ist für jeden Menschen in gewisser Weise ein Abenteuer, aber unter solchen Umständen muss man noch ganz andere Hindernisse überwinden, als man sich das heute vorstellen kann. Was dabei aber gleich bleibt, ist die menschliche Komponente. Dass Henrike und Ida sich ineinander verlieben, obwohl es damals dafür nicht die geringste Unterstützung und auch keine Vorbilder gab. Die ganzen Schwierigkeiten, die man heute gar nicht mehr hat, haben mich an der Geschichte zusätzlich gereizt.
Auch dass es praktisch keine Technik gab, dass damals in solchen unwirtlichen Gegenden ein Zug oder eine Bahnstrecke schon das Nonplusultra war, die Spitze der technischen Entwicklung sozusagen. Mal schnell jemand benachrichtigen ging nicht, noch nicht einmal in einem Notfall.
Während des Schreibens eines historischen Romans ergeben sich manchmal Probleme, die man bei zeitgenössischen Romanen niemals hat. Denn man denkt ja so, wie man jeden Tag lebt. Und wir haben heute nun einmal Handys und Internet, Laptops, Autos, Flugzeuge, jederzeit etwas zu essen und zu trinken, einen Komfort, der damals an puren Luxus gegrenzt hätte.
Das alles muss man beim Schreiben eines historischen Romans vergessen. Man muss sich vorstellen, wie man sich verhalten würde, wenn es diesen ganzen Luxus, der heute für uns gar kein Luxus mehr ist, nicht gäbe. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Vieles ist so selbstverständlich, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt.
Wenn man etwas schreibt, das vor so langer Zeit spielt, wird man sich aber auch wieder dessen bewusst, wie privilegiert wir heute sind, so viele Dinge zu haben, von denen die Menschen im Jahre 1910 noch nicht einmal träumen konnten. Und doch haben sie damals gelebt und überlebt, haben in ihrem Leben vielleicht noch nicht einmal etwas vermisst. Weil sie es gar nicht kannten oder sich gar nicht vorstellen konnten.
Was dabei jedoch wie heute das Allerwichtigste war, war die Liebe. Denn ich bin davon überzeugt, daran hat sich nicht viel geändert. Henrike und Ida lieben sich auf dieselbe Art, wie wir es heute tun. Gefühle sind nicht zeitabhängig, meiner Meinung nach. Ob heute oder vor 100 Jahren, das Herz rast, die Kehle ist wie zugeschnürt oder die Knie werden einem weich, wenn man eine Frau sieht, die einen im Innersten berührt, die Gefühle weckt, sie berühren, sie küssen zu wollen.
Ich hoffe, dass ich das in dem Roman gut eingefangen habe und würde mich über Rückmeldungen in dieser Hinsicht freuen. 🙂